BMBF Förderschwerpunkt "Arbeiten an und mit Menschen"
Interaktive Tätigkeit im digitalen Wandel
Im Förderschwerpunkt "Arbeiten an und mit Menschen" stand die Arbeit mit direkter Interaktion im Fokus, bei der das menschliche Miteinander den Gegenstand der Arbeit darstellt, zum Beispiel das Arbeiten mit KundInnen, KlientInnen oder PatientInnen.
Interaktionsarbeit umfasst nicht nur den klassischen Dienstleistungssektor, sondern ist Teil einer Vielzahl von Berufen und erfährt aktuell Veränderungen und Beeinflussungen seitens technologischer Wandlungsprozesse: Die zunehmende Unterstützung durch digitale Anwendungen und Systeme sowie Maschinen und Roboter verändert den Charakter dieser Arbeit gänzlich, weil sie neben den technischen Neuerungen auch die soziale Interaktion betrifft.
Dienstleistungen erfordern soziale Beziehungen und werden überwiegend an und mit Menschen als interaktive Tätigkeiten erbracht. In hybriden Wertschöpfungssystemen erfasst diese Form von Arbeit zunehmend auch Bereiche, die traditionell zum reinen Produktionssektor zählen und zu denen nun Dienstleistungsanteile hinzukommen. Aufgrund der Veränderungen von interaktiver Arbeit wandeln sich somit auch die entsprechenden Arbeitsaufgaben, Qualifikationen und Berufsbilder. Dies bezieht sich beispielsweise auf Terminabsprachen mit PatientInnen, Verhandlungen mit KundInnen, digitalisierte Interaktionen zwischen Beschäftigten in Fertigungsumgebungen und die grundsätzliche Organisation von Arbeitsabläufen.
Im Forschungsschwerpunkt „Arbeiten an und mit Menschen" standen drei Themenfelder im Fokus, die in den Projekten bearbeitet wurden:
- Entwicklung von Methoden und Instrumenten für die Arbeit an und mit Menschen im digitalen Wandel
- Gestaltung und prozessbegleitende Analyse von Geschäftsmodellen der interaktiven Arbeit
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Neue Formen der Organisation innerbetrieblicher Zusammenarbeit und Führung
Ziel des Forschungsschwerpunktes war es, neue Konzepte, Modelle und Strategien im Zusammenhang mit Arbeit in Interaktion mit Menschen zu initiieren, zu entwickeln und zu gestalten.
Der Forschungsschwerpunkt "Zukunft der Arbeit: Arbeiten an und mit Menschen" war Teil der neuen Hightech-Strategie "Innovationen für Deutschland" der Bundesregierung und beruht auf dem BMBF-Programm "Zukunft der Arbeit". Das Programm hatte das übergeordnete Ziel, gleichermaßen technologische und soziale Innovationen voranzubringen. Es förderte Innovationen in Betrieben und Organisationen, um technischen Fortschritt auch für soziale Innovationen zu nutzen und durch neue Arbeitsprozesse und ein Miteinander der Sozialpartner voranzubringen. Die direkte Verwertbarkeit in Unternehmen und Organisationen und damit die Entfaltung einer gesellschaftlich relevanten Wirkung waren wesentliche Ziele. Grundlegend war dabei, dass auch unter veränderten technologischen und gesellschaftlichen Bedingungen Grundsätze für gute Arbeit bestehen bleiben. Auch die Arbeit der Zukunft muss sowohl wohlstandsorientiert als auch sozial abgewogen der gesamten Gesellschaft dienen. Zugleich muss sie jedem Einzelnen persönliche und unternehmerische Entfaltungsräume eröffnen.
Im August 2017 veröffentlichte das BMBF die Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen für den Schwerpunkt "Zukunft der Arbeit: Arbeiten an und mit Menschen" im Rahmen des FuE-Programms "Zukunft der Arbeit" als Teil des Dachprogramms "Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen". Die Bewilligung einer Vielzahl von Vorhaben, die neue Konzepte, Modelle und Strategien im Zusammenhang mit Arbeit in Interaktion mit Menschen initiieren, entwickeln und gestalten erfolgte 2019 und 2020. Dabei war das übergeordnete Ziel, besser zu verstehen, welche neuen Anforderungen für die Arbeit an und mit Menschen aktuell und künftig entstehen und wie diese unter Berücksichtigung von allgemein gesellschaftlichen Bedingungen anzugehen sind. Die enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Sozialpartnern stellte hierfür die Grundlage dar.
Der Projektträger Karlsruhe betreute diesen Forschungsschwerpunkt.
Als Wissenschaftliches Projekt und Teil des Schwerpunktes unterstützte InWiGe die Vernetzung der Forschungsverbünde untereinander und leistete wichtige Beiträge für den nachhaltigen Transfer der Ergebnisse.
Wie arbeitete der Förderschwerpunkt, wie arbeiteten die einzelnen Projekte?
Eine Selbsteinschätzung der 19 Projekte des Förderschwerpunktes "Arbeiten an und mit Menschen" in zentralen Dimensionen der Interaktionsforschung
Für einen ersten Überblick über die inhaltlichen Arbeiten im Rahmen des Förderschwerpunktes haben sich die 18 Verbundprojekte und das wissenschaftliche Projekt InWiGe in sieben zentralen Dimensionen auf einer Skala von 1-10 selbst eingeschätzt:
- Zwischenmenschliche, analoge Interaktion vs. Digitalisierung der Interaktion im Fokus: Alle Projekte brachten sowohl soziale als auch technologische Innovationen hervor. Gegebenfalls stand jedoch eines der beiden mehr im Fokus, insbesondere hinsichtlich der erwarteten Effekte und Produkte der Projekte. Ging es z. B. eher um technologische Ziele (z. B. digitale Tools, Prozessoptimierung) oder sollten soziale Verbesserungen erreicht werden (z. B. Lebensqualität, Wohlbefinden)?
- Personenbezug vs. Sach- oder Prozessbezug: Standen in dem Projekt Menschen (z. B. Beschäftigte, KundInnen) oder Prozesse bzw. Produkte im Fokus (z. B. Arbeitsprozess, Profite oder Produktqualität)?
- Betriebsinterne vs. Betriebsexterne Interaktion: Welche zwischenmenschlichen Interaktionen spielten im Projekt die zentrale Rolle - Interaktionen eher innerhalb eines Betriebs bzw. einer Organisation oder gibt es Schnittstellen mit externen Personen wie KundInnen, BürgerInnen, Lieferanten?
- Mitarbeiterorientierung vs. Kunden- oder Unternehmensorientierung: Standen in dem Projekt eher die Beschäftigten und ihre Arbeit (z. B. Arbeitsbedingungen, Gesundheit, Wohlbefinden) im Zentrum oder eher die KundInnen bzw. die Organisation (z. B. Kundenzufriedenheit, Effizienz, Produktqualität)?
- Schwerpunkt auf wissenschaftlich-theoretischem Beitrag (Analyse) vs. Schwerpunkt auf der Unterstützung von Praxispartnern (Implementierung): Wurden mit dem Projekt eher wissenschaftliche Erkenntnisse erzielt oder vordergründig die Praxispartner im Verbund unterstützt?
- Spezifität vs. Universalität: Können Erkenntnisse oder Produkte aus dem Projekt auf andere Anwendungsfelder (z. B. Berufe, Branchen) übertragen werden bzw. sind sie woanders einsetzbar oder gelten diese ausschließlich in einem bestimmten Kontext bzw. bei den beteiligten Praxispartnern?
- Quantitative vs. Qualitative Forschungsmethodik: Wie wurde im Projekt bei der Untersuchung der Forschungsfragen bzw. bei der Entwicklung der Produkte vorgegangen?
Die 19 einzelnen entstandenen Profile finden Sie als Grafiken auf den jeweiligen Unterseiten zu den Projekten mit weiteren Beschreibungen zu den wissenschaftlichen Aktivitäten. Nachfolgend sehen Sie sowohl den Durchschnitt der 19 Projekte sowie eine Gesamtübersicht über den Förderschwerpunkt in den erläuterten Dimensionen. Wie sich zeigt, bildeten die Projekte im Förderschwerpunkt "Arbeiten an und mit Menschen" einerseits die Vielfalt der Interaktionsarbeit und relevanter Bezugspunkte sowie andererseits die hohe Anwendungs- und Transferorientierung des BMBFs sehr gut ab.
InWiGe wurde im Rahmen des Programms „Zukunft der Arbeit" (Förderkennzeichen 02L18A000 und 02L18A001) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei der Autorin / beim Autor.