DGB-INDEX GUTE ARBEIT – Jahresbericht 2021 erschienen
In der Pandemie sind nicht alle gleich – Berufe mit hohem Kundenkontakt besonders betroffen
Datum 15.12.2021
Mit dem DGB-Index Gute Arbeit wird die Qualität der Arbeitsbedingungen aus Sicht der Beschäftigten gemessen. Die repräsentative Befragung von ArbeitnehmerInnen in Deutschland wurde 2021 bereits zum 15. Mal durchgeführt. Der Indexwert, in dem die Arbeitsqualität in zusammengefasster Form ausgedrückt wird, ist – trotz der erschwerten Bedingungen der Corona-Pandemie - von 61 Punkten im Jahr 2012 auf 65 Punkte im Jahr 2021 gestiegen.
Positiv bewerten die Befragten den Sinngehalt ihrer Arbeit (82 Punkte). Dem liegt vor allem eine hohe Identifikation mit der eigenen Tätigkeit sowie der Eindruck, einen wichtigen Beitrag für den Betrieb zu leisten zugrunde. Etwas geringer ausgeprägt, aber ebenfalls mehrheitlich geteilt wird die Einschätzung, mit der eigenen Arbeit auch einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.
Überwiegend kritisch wird dagegen die Arbeitsintensität bewertet. Die Hälfte der Beschäftigten fühlt sich bei der Arbeit häufig gehetzt und ist vielen Störungen und Unterbrechungen ausgesetzt. Widersprüchliche Arbeitsanforderungen und Abstriche bei der Qualität der Arbeitsausführung, die notwendig werden um die geforderte Arbeitsmenge schaffen zu können, sind weitere Merkmale, die dazu beitragen, dass der Indexwert für diesen Bereich nur bei 49 Punkten liegt. Die hohen psychischen Belastungen in der Arbeitswelt sind seit Jahren ein ungelöstes Problem und mit gesundheitlichen Risiken für die betroffenen Beschäftigten verbunden.
Schwerpunkt der Analysen, die maßgeblich von InWiGe-Team Mitglied Markus Holler von inifes durchführt wurden, sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeitswelt. Hier sind Berufe mit einem hohen Interaktionsarbeitsanteil besonders betroffen. Das sind zum einen die erhöhten Infektionsrisiken im Kontakt mit Kunden oder Patienten als aber auch die Herausforderung, die Kommunikation kurzfristig auf digitale Medien umzustellen.
Zudem werden auch die sozialen und emotionalen Anforderungen der Arbeit untersucht. Eine besondere Form arbeitsbedingter Belastung entsteht aus den spezifischen Anforderungen von Kommunikation und Interaktion. Diese bestehen sowohl im innerbetrieblichen Kontext in der Zusammenarbeit mit Vorgesetzten oder KollegInnen. Soziale und emotionale Anforderungen entstehen aber auch und gerade im Umgang mit betriebsexternen Personen – seien es KundInnen, PatientInnen, KlientInnen oder andere Gruppen, die die Produkte und Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Besondere soziale und emotionale Anforderungen in der Interaktion und Kommunikation mit anderen Menschen entstehen z.B. durch die Notwendigkeit, sich auf die Bedürfnisse anderer einzustellen, deren Emotionen zu berücksichtigen und ggf. die eigenen Gefühle zurückzustellen.
2021 berichteten 7 Prozent sehr häufig oder oft am Arbeitsplatz von anderen Menschen herablassend oder respektlos behandelt worden zu sein. Soziale und emotionale Anforderungen werden von den Betroffenen relativ häufig als subjektive Belastung empfunden. Insbesondere herablassende oder respektlose Behandlung hat diese Wirkung. Von den Beschäftigten, die sehr häufig/oft eine solche Behandlung erfahren, empfinden das 66 Prozent als (eher) stark belastend. Von den Beschäftigten, die sehr häufig oder oft Konflikte oder Streitigkeiten mit Kunden etc. haben, liegt der Anteil, die dies als (eher) stark belastend empfinden bei 42 Prozent. Ähnlich hoch ist die Beanspruchungsquote bei der Anforderung, Gefühle bei der Arbeit verbergen zu müssen (38 Prozent).
Diese und viele weitere Ergebnisse - auch differenziert nach unterschiedlichen Gruppen - sowie die Einschätzungen der Beschäftigten zu ihrer Arbeit unter Corona-Bedingungen finden sich im Jahresbericht 2021 des DGB-Index Gute Arbeit.