Drei Fragen an DigiLab NPO – Digitallabor für Non-Profit-Organisationen 4.0
„Drei Fragen an…“ ist ein Kurzinterview-Format, in dem Projekte aus dem Förderschwerpunkt über ihre Arbeit berichten.
Datum 17.12.2021
Die digitale Transformation betrifft nicht nur Unternehmen, sondern ebenso Non-Profit-Organisationen (NPO). Digitale Technologien können für diese – also bspw. für Vereine, Verbände oder Gewerkschaften – große Potentiale zur Steigerung der Attraktivität ehrenamtlicher Arbeit bieten oder bei der Einführung neuer kooperativer Organisationsformen helfen. Dennoch besteht in diesem Bereich oft noch großer Nachholbedarf. Hier setzt das Projekt »DigiLab NPO« an, indem es die Organisationen aktiv dabei unterstützt, sich auf das digitale Zeitalter vorzubereiten.
Im Rahmen des Projekts werden prototypische Vorgehensweisen zur Einführung digitaler Lösungen und Instrumente erarbeitet. Anhand von drei exemplarischen Anwendungsfällen – dem »Digitalen Ehrenamt«, dem »Digitalen Organisationshandeln« sowie dem »Digitalen Lernen« – werden digitale Dienstleistungen für Ehren- und Hauptamtliche entwickelt. Während im »Digitalen Ehrenamt« ein Tool zum partizipativen Innovationsmanagement entsteht, steht im »Digitalen Organisationshandeln« die Kooperation zwischen Ehren- und Hauptamtlichen im Vordergrund. Beim »Digitalen Lernen« sollen spezifische Lern- und Weiterbildungsangebote für diese Bereiche entwickelt werden. Zudem entsteht ein Popup-Labor, eine Lern- und Experimentierwerkstatt, in der die digitale Transformation erlebbar gemacht und erprobt wird.
1. Welche besonderen Herausforderungen ergeben sich speziell für Non-Profit-Organisationen im Zuge des digitalen Wandels?
Das Spektrum der Organisationen im Non-Profit-Sektor ist vielfältig. Hierunter fallen neben Vereinen und Verbänden auch Stiftungen, gemeinnützige GmbHs oder Wohlfahrteinrichtungen. Aktuellen Zahlen zufolge gibt es alleine in Deutschland über 630.000 Non-Profit-Organisationen mit rund 3 Mio. Mitarbeitern. Über 16 Millionen engagieren sich darüber hinaus ehrenamtlich.
Für diese Organisationen ist es von zentraler Bedeutung, die aus der Digitalisierung erwachsenen Potenziale zu nutzen und auf die veränderten Anforderungen ihrer Mitglieder zu reagieren. Hier gibt es jedoch enormen Nachholbedarf, wie mehrere Studien belegen. Demnach halten 80 Prozent der Befragten die Digitalisierung für ihre Organisation für sehr wichtig oder eher wichtig. Gleichzeitig fühlen sich jedoch nur etwas mehr als ein Viertel der befragten Organisationen gut darauf vorbereitet, den digitalen Wandel für sich zu nutzen. Dies verdeutlicht den großen Handlungsbedarf.
Aber gerade die spezifischen Bedarfe an die Gestaltung und Implementierung von digitalen Anwendungen im Non-Profit-Bereich sind bislang kaum erforscht. Es fehlt an aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, welche Beiträge digitale Tools und digitale Medien leisten können, um die Organisationen bei der Erreichung ihrer Ziele – und ihren wichtigen gesellschaftlichen und politischen Aufgaben unter veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – zu unterstützen.
2. Weshalb sind die Non-Profit-Organisationen häufig noch nicht so gut auf die digitale Transformation vorbereitet?
Es herrscht z.B. ein großer Bedarf an Kollaborationstools für die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen. Im Gegensatz zu Wirtschaftsunternehmen steht in Non-Profit-Organisationen häufig nicht allen Organisationsmitgliedern eine einheitliche und professionelle Kommunikationssoftware mit entsprechender technischer Ausstattung zur Verfügung. Diese sind für einen modernen Umgang mit digitalen Tools allerdings notwendig. Während Hauptamtliche üblicherweise Zugang zu einer solchen erhalten, nutzen Ehrenamtliche aus Lizenz- und Kostengründen eher Open Source-Programme. Diese sind dann zwar kostenlos, aber nicht für alle Ehrenamtlichen gleichermaßen intuitiv bedienbar.
Dies bringt uns zu einem weiteren zentralen Aspekt: die Heterogenität unter den Ehrenamtlichen. Ehrenamtlich aktive Studierende oder Schüler*innen kommunizieren als Digital Natives beispielsweise ganz anders als engagierte Rentner*innen und nutzen dabei bereits eine Vielzahl an digitalen Tools, die den älteren Ehrenamtlichen häufig unbekannt sind.
Um alle Adressaten zu erreichen, müssen also Lernangebote geschaffen werden, die alle auf ein Level bringen, um sich beteiligen und organisieren zu können. Dies ist bislang häufig nicht gegeben. Das »DigiLab NPO«-Projektteam möchte hierfür beispielhafte Vorgehensweisen erarbeiten, um die Organisationen auf dem Wege der digitalen Transformation praxisnah zu unterstützen.
3. Welche Erkenntnisse gibt es bereits aus den drei Anwendungsfeldern „Digitales Ehrenamt“, „Digitales Organisationshandeln“ und „Digitales Lernen“?
Detaillierte Ergebnisse und die daraus gewonnenen Erkenntnisse für die drei Applikationsfelder wurden erst kürzlich mit der Studie „Digitale Transformation von Non-Profit-Organisationen – Status quo und Handlungsbedarfe“ veröffentlicht: https://www.input-consulting.de/publikationen/publikation/digitale-transformation-von-non-profit-organisationen.html
Im Zuge der Studie wurde der Status quo der Digitalisierung in den drei Applikationsfeldern »Virtuelles Ehrenamt«, »Digitales Organisationshandeln« und »Digitales Lernen« detailliert erfasst und durch verschiedene Befragungen bei den Projektpartnern ver.di, Evangelische Altenheimat und VDI Württembergischer Ingenieurverein wichtige Handlungsbedarfe identifiziert.
Für die Bereiche »Digitales Organisationshandeln« und »Virtuelles Ehrenamt« ist äußerst wichtig, eine Kommunikationsstrategie zu entwickeln, die digitale und analoge Mittel vereint und somit eine hybride Strategie darstellt. Hierfür benötigen die Organisationen digitale Tools und Strategien für die Planung und Umsetzung, um ihre Mitglieder zielgerichtet zu informieren, zu mobilisieren und zu beteiligen. Auch die Gewinnung von potenziellen Mitgliedern auf digitalem Wege gewinnt an Bedeutung. Hierfür ist eine gezielte Ansprache – also eine personengruppenbezogene und niedrigschwellige Ansprache – zu verstärken.
Für das »Digitale Lernen« ist die Akzeptanz ebenso gegeben, wie die technischen Voraussetzungen hierfür. Knapp ein Drittel der Befragten gibt an, akuten Lernbedarf bei digitalen Themen zu haben. Zwei Drittel sehen diesen zwar nicht, wollen ihr Wissen jedoch stets auf dem neuesten Stand halten. Die Themen, die dabei genannt wurden, sind für nahezu jede ehrenamtliche Aufgabe von Bedeutung – wie bspw. Hygiene, Datenschutz und Datensicherheit.