Drei Fragen an TOAB – Technische und organisatorische Arbeitsgestaltung in der psychosozialen Beratung
„Drei Fragen an…“ ist ein Kurzinterview-Format, in dem Projekte aus dem Förderschwerpunkt über ihre Arbeit berichten.
Datum 15.12.2021
Probleme im Bereich der psychosozialen Beratung fallen immer öfter zusammen, sodass einzelne Angebote etwa in der Erziehungs- und Familienberatung, Suchtberatung oder Schuldner- und Insolvenzberatung die multiplen Problemlagen nicht mehr angemessen abdecken können. Multiprofessionelle Teams können dem entgegenwirken. Deren Koordination und Zusammenarbeit ist jedoch mit hohen Herausforderungen an die Vernetzung der verschiedenen AkteurInnen verbunden. Oft fehlt es hierbei noch an organisationsübergreifenden Prozessen und Hilfsmitteln zur Kommunikation und Kooperation.
TOAB will zur Vernetzung dieser multiprofessionellen Teams beitragen und erprobt dafür digital unterstütze, kollaborative Arbeitsprozesse. Das Projekt untersucht wie und wo neue digitale Services in der multiprofessionellen Beratung eingesetzt werden können, um die Gesundheit, Kompetenzen und Emotions- bzw. Gefühlsarbeit der BeraterInnen wie KlientInnen positiv zu beeinflussen. Im Zuge dessen werden Anwendungsszenarien mit hohem Vernetzungsbedarf fokussiert, wie beispielsweise das Termin- und Abrechnungsmanagement, der kollegiale Austausch oder die Falldokumentation. Ziel des Projekts ist es zum einen die Arbeitsbedingungen und -prozesse in der Beratung zu verbessern und zu einer lernförderlichen und menschengerechten Arbeit beizutragen, zum anderen will TOAB die Qualität und Effizienz des Beratungsprozesses steigern.
1. In welchen Bereichen ist eine hohe Vernetzung zwischen den Beratungsangeboten besonders wichtig?
Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass eine Vernetzung der Beratungsangebote innerhalb der Einrichtungen und auch darüber hinaus überbetrieblich sinnvoll ist, um insbesondere den Ansatz der Entwicklung multiprofessioneller Teams operativ und organisatorisch zu unterstützen. So können sich die BeraterInnen zu einzelnen Klienten austauschen, um deren Multiproblemlagen besser zu erfassen und damit gezielte Hilfestellungen anbieten zu können um die Beratung gezielter zu gestalten. Aber auch Veränderungen im Umfeld einzelner Beratungsstellen und anderer beratungsstellenspezifischen Neuigkeiten sind für die BeraterInnen sehr interessant. Besonders relevant wurde die Fragestellung der Vernetzung durch die Corona Pandemie, in der zahlreiche beratungsstellenübergreifende Präsenzmeetings entfielen.
2. Inwiefern erleichtert (oder auch erschwert) die Digitalisierung die Vernetzung der Akteure?
Aktuell ist der Grad der Digitalisierung in den in TOAB untersuchten Einrichtungen sehr unterschiedlich. Wo mancherorts die Teamassistenz alle eingehenden Termine koordiniert und diesen den entsprechenden BeraterInnen zuordnet, wird an anderer Stelle in einem regelmäßigen Meeting über die Vergabe neuer Fälle entschieden. Aber auch die generellen technischen Voraussetzungen und deren Einbindung in die Beratungsprozesse unterscheiden sich sehr. In einigen Einrichtungen wird digitale Unterstützung bereits genutzt, um bspw. niederschwellige Eintrittsbarrieren zur Erstberatung zu schaffen (Herstellung des Kontakts über WhatsApp). Besonders auffällig sind hier die Digitalisierungsvorbehalte und Ängste vieler BeraterInnen. TOAB steht vor der Herausforderung sowohl Standardisierung in bestimmten Prozessstufen der psychosozialen Beratung und die Entwicklung damit verbundener digitaler Assistenz voranzubringen, als auch weiterhin gewünschte inhaltliche und methodische Freiheitsgrade für die BeraterInnen zuzulassen. Über ein partizipatives Vorgehen und prozessbegleitende Schulungen sollen die erwähnten Ängste abgebaut werden.
3. In welcher Art und Weise können die BeraterInnen durch digitale Services entlastet werden?
Für den Einsatz in der Zukunft könnten in TOAB verschiedene Konzepte, wie beispielsweise eine digitalisierte, einrichtungsübergreifende Abstimmung von Terminen oder neue Online-Beratungskonzepte erprobt werden. Zudem wäre eine Optimierung der verschiedenen Tätigkeiten der BeraterInnen durch die Reduzierung des Dokumentationsaufwands insbesondere die Übertragung an verschiedenen Schnittstellen möglich. Hierbei ist die Anbindung an bestehende Schnittstellen eine besondere Herausforderung.